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Horse Love Blog

Unser Blog rund um die liebevolle Pferdehaltung sowie vielen anderen Themen.    
Erzählt und aufgeschrieben von Jenny Pohl. 
Wenn ihr auch etwas zu erzählen habt: bitte schreibt es uns. Wir freuen uns darauf.

Wenn mich eine Sache im Rahmen der Pferdehaltung beschäftigt, ist das (neben dem Konzept Paddock Trail) definitiv die Heufütterung:
Heu ist und bleibt der wichtigste Nahrungsbestandteil domestizierter Pferde und bildet damit auch die Grundlage einer gesunden Pferdeernährung. Täglich dieselbe Mahlzeit auf dem Speiseplan stört die Vierbeiner nicht im Geringsten. In Sachen Fütterung, also der Art das Heu anzubieten, freuen sie sich dennoch über Abwechslung.

Ich möchte im heutigen Blog ein paar Möglichkeiten vorstellen, die wir zum Teil selbst am Birkenhof Wölling praktizieren, aber auch einige zusätzliche Anregungen liefern, die ich im World Wide Web entdeckt habe. 
Doch zunächst ein paar Basisfakten:
Heu ist als faserreiches Raufutter ideal für die Verdauung von Pferden und gehört täglich in ausreichender Menge auf den Speiseplan. Mindestens(!) 1,5kg Heu pro 100kg Körpergewicht sollten einem erwachsenen Pferd täglich in mehreren Rationen zur Verfügung stehen – besser noch rund um die Uhr. Fresspausen sollten 4 Stunden nicht überschreiten. Der Grund liegt in der Anatomie des Magens.

Magengeschwüre - Wenn die Spucke weg bleibt 
Vereinfacht dargestellt besteht der Pferdemagen aus zwei Abschnitten, einem drüsenlosen und einem drüsenhaltigen Teil. Der drüsenhaltige Teil ist von einer Schutzschicht überzogen, die vor den Verdauungssekreten schützt. Der andere Teil enthält keine Drüsen und keine Schutzschicht.
Nun ist der Magen beim Pferd ist auf eine kontinuierliche Futteraufnahme eingestellt und produziert deswegen ständig Säure. Der Speichel wirkt dem aufgrund seiner basischen Zusammensetzung entgegen. Wird keine Nahrung (insbesondere faserreiches Raufutter) aufgenommen, wird auch wenig Speichel produziert. Der Magensäurespiegel steigt an und der ungeschützte, drüsenlose Abschnitt wird angegriffen.
Die Folge können Koliken und Magengeschwüre sein. Ziel ist es deshalb, rund um die Uhr Anreize zum Kauen zu liefern. Wer mehr zum Thema lesen möchte, wird bei den Pferdefreunden im Blog fündig: Hier geht es um Fresspausen und was sie für die Tiere bedeuten. 

All you can eat: Die Lösung für alle?
In der Natur fressen Pferde viele Stunden über den Tag verteilt während sie sich langsam fortbewegen. Aus diesem Grund überlassen wir bei uns am Hof den Pferden selbst, wann und wieviel Raufutter sie zu sich nehmen möchten und bieten daher 24h Heu in allen Haltungsformen – verteilt auf mehrere Stationen. Das hält die Pferde in Bewegung, bietet Abwechslung und sorgt für eine stressfreie, magenschonende Nahrungsaufnahme.
Natürlich gibt es Pferde, die sehr leichtfuttrig, rehegefährdet oder anderweitig gesundheitlich beeinträchtigt sind. In diesen Fällen ist Heu ad libithum ohne Einschränkungen sicher keine Ideallösung (Karolina von den Pferdefreunden hat sich in einem eigenen Beitrag ausführlich den Pros und Contras einer 24h Heufütterung gewidmet). 

Aber auch oder gerade für solche Fälle gibt es Möglichkeiten, die Heufütterung alternativ zu gestalten: Engmaschige Heunetze, zeitgesteuerte Raufen oder Tore, die dann zu gewissen Zeiten unterschiedliche der hier gezeigten Stationen freigeben, bieten auch echten Sorgenkindern unter den Pferden eine willkommene Abwechslung.
Bevor ich nun endlich zur Vorstellung vieler gelungener Fütterungsmöglichkeiten komme, noch ein kurzer Exkurs zum Thema. 

Fresshaltung:
Die natürliche Körperhaltung eines Pferdes bei der Futteraufnahme ist mit gesenktem Kopf, entspannter Halshaltung und meist der Positionierung der Vorderbeine im Ausfallschritt – nur so erfolgt das Fressen anatomisch korrekt.
Beim Grasen auf der Koppel ist diese Fresshaltung gegeben, viele Raufen, Heukisten und -netze ermöglichen diese Position aber nicht - oder nur teilweise! Man sollte bei der Auswahl seiner Heustationen deshalb im Hinterkopf behalten, dass die Mischung zumindest ausgewogen sein sollte und freischwingende, hoch aufgehängte Netze sich zwar als Beschäftigungsanreiz, aber nicht als ausschließliche Nahrungsquelle eignen.
Ebenso verhält es sich mit zu engen Netzen, die bei den Tieren Stress verursachen können und somit wieder Magengeschwüre begünstigen. In unserem Stall bieten wir Heu sowohl lose vom Boden, aus bodennahen Raufen und Kisten, weit- und engmaschigen Netzen, freischwingend oder fixiert, aus Gitterraufen uvm - eben auf unterschiedlichste Arten an, um den Tieren neben ihrer natürlichen Fresshaltung zumindest wechselnde Positionen zu ermöglichen und so Verspannungen vorzubeugen.

Bilder sagen mehr als Worte. Deshalb möchte ich in der nachfolgenden Ideensammlung die Fotos (weitestgehend) für sich sprechen lassen: Raufen, Glocken, Durchfressgitter.
Zuerst möchte ich Euch verschiedene Raufen-Lösungen zeigen. Ob Fertigmodelle, Eigenbau oder Kombinationen daraus: Die Möglichkeiten sind vielfältig:

Zupf-Varianten: Von klassischen Durchfressgittern abgesehen, werden zunehmend Versionen angeboten und konstruiert, die das Zupfen durch Stäbe hindurch erforderlich machen. Hier kommt es sehr auf das Fressverhalten der Pferde und den Durchmesser der Stäbe an – es können Zahnprobleme drohen, wenn die Gestänge zu fein (z.B. Stahlmattenzäune) und die Abstände zu gering sind! Mit Metallrohren im Abstand von 5 cm haben wir bei uns sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Pferde zupfen ausschließlich mit den Lippen, Zahnprobleme treten bisher nicht auf.